Die Juwelier-Branche steckt beim E-Commerce meist noch in den Kinderschuhen, doch gerade hier liegt ungenutztes Potential für kontinuierlichen Wachstum bis zum Jahr 2025 laut der Studie von McKinsey. Auf welche Marktänderungen müssen die Juweliere achten?
Die Schmuckbranche erwirtschaftete 2019 nur 13 Prozent ihres Gesamtumsatzes über den Onlinehandel. Im Uhrenbereich fällt der Anteil noch wesentlich geringer aus. Nach McKinsey soll der Anteil der Ringe, Ketten, Armbänder und Uhren, die über Webshops vertrieben werden und nicht mehr über die Ladentheke gehen bis zum Jahr 2025 auf 18 bis 21 Prozent wachsen. Bei einem weltweiten jährlichen Gesamtumsatz von fast 280 Milliarden US Dollar ist das ein Potenzial von 60 Millionen US Dollar. McKinsey stützt sich dabei auf seine im Frühjahr 2021 veröffentliche Studie „The State of Fashion Watches & Jewellery“*. Im geringen Anteil des E-Commerce sieht das Beratungsunternehmen große Wachstumschancen.
Nicht nur, aber auch beeinflusst durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, konnten sich sowohl in der Schmuckindustrie als auch im Uhrenmarkt insgesamt sechs wesentliche Veränderungen herauskristallisieren. Durch diese kann die Branche nach den krisenbedingten Umsatzeinbußen aufgrund der Ladenschließungen bis zum Jahr 2025 auf stabiles Wachstum setzen. Für Marken, die neue Verbraucherbedürfnisse erfüllen und sich dynamisch an entstehende Trends anpassen, eröffnet sich die Chance, neue Marktanteile und Kundengruppen zu gewinnen.
Diese 6 Faktoren treiben das Wachstum in der Juwelierbranche voran:
Vermehrter Online-Vertrieb
Wachstumsschub bei Markenschmuck
Nachhaltigkeitsaspekte bei der Kaufentscheidung
Markennarrative im mittleren Marktsegment
Verstärkter Gebrauchtmarkt
Laut McKinsey erfährt die Schmuckindustrie bis zum Jahr 2025 einen jährlichen Anstieg des Umsatzes von 3 bis 4 Prozent. Die drei wesentlichen Treiber dieses Potenzials sind:
Die Branche, die beim Verkauf auf hochwertigen Service, qualifizierte Beratung, ein emotionales Einkaufserlebnis sowie stilvolles Ambiente setzt, hinkt in Sachen Onlinehandel nach wie vor hinterher – schließlich lassen sich diese Besonderheiten exklusiver Schmuckstücke nur schwer digitalisieren. Marken werden auch zukünftig nicht auf die Käufer verzichten müssen, die ihre neue Halskette im Schmuckgeschäft vor Ort erwerben. Schließlich möchten viele Kunden das Produkt insbesondere im hochpreisigen Segment anprobieren und aus der Nähe betrachten. Außerdem profitieren sie im stationären Geschäft von fachkundigen Beratern. Um dennoch das Umsatzpotenzial des E-Commerce von 60 Milliarden US Dollar ausschöpfen zu können, sind die Schmuckhersteller damit konfrontiert, einen größeren Anteil des Online-Marktes für sich gewinnen zu müssen.
Die Juwelierbranche sollte jedoch auch im Onlinegeschäft auf ansprechende sowie außergewöhnliche Einkaufserlebnisse setzen. Einige Anbieter der Schmuckindustrie machen es bereits vor und verknüpfen ihre stationären Geschäfte kundenzentriert mit dem Onlinehandel. Auch kleinere Juweliere treiben die Digitalisierung voran und bieten zusätzlich zu ihrem klassischen Webshop beispielsweise einen Online-Konfigurator. So können Interessenten online ihre eigenen Trauringe oder andere Schmuckstücke mit wenigen Klicks selbst designen. Bei gewissen Anbietern müssen Kunden zudem auch online nicht mehr auf die hochwertige Serviceleistung verzichten und können sich per Live-Chat, Skype oder Facetime von Experten beraten lassen.
Anbieter, die Käufer motivieren auf Markenschmuck umzusteigen, werden sich zukünftig voraussichtlich 80 bis 100 Milliarden US Dollar zusätzlichen Umsatz teilen. Auch wenn die Riesen der Schmuckindustrie trotz ihrer Bekanntheit und Reichweite bislang lediglich einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtmarkt ausmachen, wird sich dieser bis zum Jahr 2025 steigern – Marken werden laut der McKinsey-Studie markenlosen Wettbewerbern mehr und mehr Marktanteile abnehmen.
In der globalen Modewirtschaft spielt Umweltbewusstsein schon lange eine Rolle. Auch die Käufer von Schmuck treffen ihre Entscheidung für eine Marke verstärkt auf der Basis ihrer Umweltfolgen, ihres CO2-Fußabdrucks oder ethischer Beschaffungsprozesse. Marken, die verantwortungsvolle Geschäftsmodelle als Chance wahrnehmen, können zukünftig von einem erhöhten Markenwert profitieren und Kunden langfristig an sich binden.
Die Uhrenindustrie, mit einem weltweiten Umsatz von 49 Milliarden US Dollar in 2019, erreicht laut der Studie bis zum Jahr 2025 voraussichtlich ein jährliches Wachstum von 1 bis 3 Prozent. Die wesentlichen Chancen, die sich Marken zunutze machen können, sind:
Der Direktvertrieb, insbesondere durch den stationären Handel, war für die Uhrenindustrie schon immer lebensnotwendig. Mit den sich verändernden Verbraucherbedürfnissen entwickelt sich bei Konsumenten der Wunsch, das Geschenk für den Partner bequem mit dem Laptop oder Smartphone auf dem Sofa zu shoppen – und so verändern sich die Vertriebs- und Marketingwege der Juwelierbranche in der heutigen Zeit. Marken mit dynamischen Omnichannel-Konzepten, die den stationären und den Online-Direktvertrieb miteinander verknüpfen, und ausgeklügelte D2C-Strategien in ihr Geschäftsmodell integrieren, profitieren zukünftig nicht nur von der vollkommenen Kontrolle über die Kundenbeziehung, sondern auch von Umsatzwachstum.
Insbesondere das traditionelle mittlere Segment steht unter Druck: In der Einstiegspreiskategorie konkurrieren Modemarken mit Smartwatches, während viele Verbraucher im oberen Preissegment laut McKinsey ins Luxussegment wechseln. Um dadurch prognostizierte Umsatzeinbußen von bis zu 2,5 Milliarden US Dollar zu vermeiden und dem Druck von beiden Seiten standhalten zu können, sollten Marken im mittleren Segment die Kundenbeziehungen pflegen, das Sortiment verfeinern sowie ihre Markennarrative mit Leben füllen.
Wie die Studien deutlich zeigen, hinkt die Juwelierbrache in Sachen Digitalisierung nach. Doch um auch zukünftig Wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte man dieses Thema nicht außer Acht lassen. Wer dabei befürchtet den stationären Handel zu kannibalisieren oder einem großem, vielleicht nicht zu stemmenden Investitions-Volumen gegenüber zu stehen, der kann ganz beruhigt sein. Bereits kleine Schritte, wie das Anbieten von Waren auf den unterschiedlichsten Marktplätzen ist bereits ein guter Einstieg für Anfänger, der keine große Kosten verursacht.
Aber auch ein eigener Webshop muss nicht ein großes Investitionsvolumen aufrufen, da es bereits einige gute Basis-Angebote gibt, die eine gewisse Skalierbarkeit ermöglichen. So kann jeder für sich die passende Lösung finden und den Umsatzwachstum im E-Commerce für sich nutzen.
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*Die Studie von McKinsey zur Juwelierbranche untersucht die Aktivitäten im Uhren- und Schmuck-Sektor bis zum Jahr 2025. Grundlage für die in der Studie enthaltenen Informationen und Prognosen waren Interviews mit Führungskräften, Analysen privater und öffentlicher Unternehmen, Marktinformationen und Verbraucherumfragen.