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Omnichannel-Commerce: Chance und Herausforderung für Händler

Damit moderner Omnichannel-Commerce funktioniert, müssen im Hintergrund zunächst zahlreiche technische Prozesse unter einen Hut gebracht werden. Unser Experte Martin Öztürk erklärt, wo die Herausforderungen liegen und wie man sie meistert.

Der E-Commerce wächst stetig und bleibt in Bewegung. 2019 wird der Onlinehandel die 70-Milliarden-Euro-Schwelle überschreiten, prognostiziert der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V. (behv). Einen großen Anteil daran haben Marktplätze. So zeigt etwa eine Umfrage von Statista, dass fast 27 Prozent der befragten Händler und Hersteller mehr als 50 Prozent ihres Online-Umsatzes über Marktplätze erwirtschaften. Bei 16 Prozent der Befragten macht der Anteil immerhin noch zwischen 21 und 50 Prozent aus. Fakt ist: Für viele Händler und Hersteller sind Marktplätze enorm wichtig und sollten Teil der Omnichannel-Strategie sein.

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Die Bedeutung von Marktplätzen im Omnichannel-Commerce

Amazon ließ 2019 verlauten, dass der Cyber Monday weltweit für neue Rekorde gesorgt hat und zu DEM größten Shopping-Tag in der Unternehmensgeschichte aufgestiegen ist. Amazon hat sich in jüngerer Vergangenheit außerdem zum ersten Anlaufpunkt für die Produktsuche gemausert. Neben dem Marktplatz-Riesen gibt es allerdings noch zahlreiche weitere Optionen — eBay, Kaufland, Zalando und Otto etwa. Sie alle bieten Händlern vor allem Folgendes: bereits bestehende Infrastrukturen, inklusive auch die ihrer beliebten Shopping-Apps, und einen großen Kundenstamm. Insbesondere mit dem Wachstum des M-Commerce dürften die Marktplätze weiter an Gewicht gewinnen. Schließlich gehören die Apps von Amazon und eBay bereits fest zu den beliebtesten in Deutschland und auch Zalando spielt in den Top 10 mit.


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Ineffizient unterwegs im Omnichannel-Handel

Es ist zwar vergleichsweise leicht und schnell möglich, auf Amazon und Co. zu verkaufen. Aber: Insbesondere wenn Händler eine Multi-oder Omnichannel-Strategie verfolgen, bringt das eine komplexe technische Infrastruktur mit sich. Viele Händler nutzen nämlich veraltete Shopsysteme, die nicht auf die Anforderungen des hochautomatisierten E-Commerce ausgelegt sind. Hinzu kommt, dass jeder Vertriebskanal, ob Marktplatz, Online-Shop oder Social Media, mit einem anderen System und anderen Datenformaten arbeitet und dadurch auch unterschiedliche Anforderungen an die Integration stellt. Zusätzlich gibt es händlerspezifische Drittsysteme wie ERP, Finanzbuchhaltung, Warenwirtschaft und Payment-Systeme, die angebunden werden müssen.

Um diese vielen Systeme zu integrieren, setzen viele Händler oft auf aufwändige Eigenentwicklungen und diverse Schnittstellen, was die gesamte Systemlandschaft noch komplexer, schwerfälliger und fehleranfälliger macht. Solche Entwicklungen sind außerdem zeitaufwändig und schwierig zu warten, was eine erhebliche Schwäche im schnelllebigen und sich stets weiterentwickelnden E-Commerce darstellt. Hinzu kommen organisatorische und personelle Herausforderungen, die zusätzliche Vertriebskanäle mit sich bringen.

Integrierte IT-Infrastruktur für zukunftsfähigen Omnichannel-Commerce

Damit moderner Omnichannel-Commerce tatsächlich funktioniert, also die Forderungen heutiger Kunden nach einem reibungslosen Shoppingerlebnis erfüllt werden, müssen im Hintergrund zunächst zahlreiche technische Prozesse unter einen Hut gebracht werden:

  • Viele Partner, zum Beispiel Streckenlieferanten, Versanddienstleister und Payment Service Provider, müssen gesteuert werden. Erforderlich dafür ist eine hohe Schnittstellenkompetenz (API, CSV, EDI, XML).
  • Jeder Verkaufskanal, zum Beispiel Onlineshop, App, Marktplatz und Social Media, stellt andere Anforderungen an Integration, Aufbereitung der Produktstammdaten, Retourenmanagement, Payment etc.
  • Lagerbestände müssen auf allen Verkaufskanälen aktuell gehalten werden.
  • Verschiedene Zahlarten, auch die Verarbeitung von Teilzahlungen und der automatisierte Prozess von Gutschriften, müssen abgewickelt werden.
  • Diverse Versandoptionen müssen berücksichtigt werden, etwa der Versand aus dem Hauptlager, über Streckenlieferanten oder externe Logistiker, Ship from Store oder Click&Collect.
  • Verschiedene Retourenoptionen, etwa die Lieferung nach Hause und die Rückgabe in der Filiale, müssen funktionieren.
  • Bestandssysteme wie ERP, Finanzbuchhaltung, PIM, Logistik und CRM, die nicht auf E-Commerce-Prozesse ausgelegt sind, müssen integriert beziehungsweise mit Daten versorgt werden.
  • Die Beantwortung von Kundenanfragen und das Erstellen von Tickets über alle Vertriebskanäle und Versandlager hinweg müssen möglich sein.

All diese Prozesse müssen reibungslos ablaufen — der Kunde darf davon nichts mitbekommen. Tatsächlich aber kommt es häufig zu unschönen Einkaufserlebnissen: Bestellte Produkte sind nicht mehr zu haben, weil es aufgrund von falschen Lagerbeständen zu Überverkäufen kommt. Oder Produktinformationen sind unvollständig oder fehlerhaft, was Kunden verärgert und zu unnötigen Retouren führen kann. Fehler wie diese erfordern wiederum die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter.

Das macht es für Händler umso wichtiger, über eine integrierte technische Infrastruktur zu verfügen, die solche Fehler verhindert und auch den personellen Aufwand reduziert.

„Headless Commerce“ ermöglicht erst wahren Omnichannel

„In der Einfachheit liegt die größte Vollendung“, hat schon Leonardo Da Vinci gesagt. An dieser Überlegung setzen auch sogenannte Headless-Commerce-Plattformen an: Die Backend-Plattform entkoppelt die gesamte E-Commerce-Welt von den bestehenden Systemen und vereinfacht dadurch die technische Infrastruktur, ohne sie austauschen zu müssen. Sie verknüpft die einzelnen Kanäle, sorgt für eine maximale Automatisierung und schafft eine zentrale, flexible Plattform für alle Vertriebskanäle, die sämtliche Aufträge harmonisiert an die bestehenden Systeme weitergibt.

Diese Entkopplung vereinfacht die Integration weiterer Kanäle und ihre Skalierung wesentlich und bietet Händlern zudem eine kurze Time-to-Market sowie eine große Flexibilität, denn neue Anforderungen im E-Commerce wirken sich nicht länger auf die bestehenden Systeme wie das ERP aus und sind recht schnell umzusetzen.

Ein weiteres Plus: Auf der Headless-Commerce-Plattform fließen sämtliche Prozesse vom Ordermanagement über die Logistiksteuerung und Payment bis hin zur Kundenverwaltung, sowie alle relevanten Daten zusammen. Sie erlaubt also die zentrale Verwaltung sämtlicher Handels-, Versand-, Lager- und Logistikabläufe.

Optimierte Customer Experience im Omnichannel-Commerce

Erst ein Headless-Commerce-System ermöglicht wahren Omnichannel-Handel, denn sämtliche Prozesse laufen kanalunabhängig und kundenzentriert. Händler können ihre Vertriebskanäle gesamtheitlich betrachten und haben alle relevanten Daten und Prozesse zentral im Blick. Zudem können Sie ohne großen Aufwand zusätzliche Vertriebskanäle, Touchpoints oder neue Versand- und Retourenoptionen ergänzen und damit ihren Kunden die neuesten Möglichkeiten im Omnichannel-Commerce schnell zugänglich machen. Und für die Kunden steht am Ende ein einheitliches, nahtloses Einkaufserlebnis!

Martin Öztürk

Martin Öztürk ist Diplom-Informatiker und hat zusätzlich ein MBA-Studium absolviert — zwei Schwerpunkte, die seiner Leidenschaft Rechnung tragen, nämlich die technische Welt in Ideen für Geschäftsmodelle zu transferieren. Von 2014 bis 2021 war er mit seiner Expertise bei der ROQQIO Commerce Cloud GmbH tätig und hat dort als Sales Consultant Interessenten und Kunden im Bereich Automatisierung von E-Commerce-Backendprozessen und Plattformmanagement beraten.

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