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E-Commerce: Sinkende Umsätze, aber kein Grund zur Sorge

Auch das dritte Quartal 22 zeigt: Der Umsatz im E-Commerce sinkt weiter. Während das online Geschäft von der Corona-Krise profitierte und ein Absatzhoch aufwies, zeigten sich die Online-Umsätze schon in der ersten Jahreshälfte deutlich sinkend und verlor im zweiten Quartal bereits um 6,7 Prozent und im dritten Quartal 10.8 Prozent (19,8 Milliarden Euro) ohne Inflationsbereinigung laut Branchenverband bevh. Dabei muss man einen etwas weiteren Blick auf den fallenden Umsatz werfen, um zu erkennen, dass noch kein Grund zur Sorge besteht.   

Gründe für den sinkenden Umsatz im E-Commerce  

Einer der Hauptgründe ist so einfach wie unausweichlich: Die Pandemie geht auf ihr Ende zu. Während noch während der Corona-Krise Händler und Unternehmen die Geschäfte schließen mussten und der stationäre Einzelhandel beinahe zum Erliegen kam, ist jetzt wieder alles offen. Die Zeit des E-Commerce-Booms findet damit ein Ende. Der Handelsverband Deutschland rechnet daher mit einer „Normalisierung“ des Umsatzes im Online-Handel. Zumindest sind die Zuwächse von 23 und 19 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 damit beendet, doch die sinkenden Zahlen sind nicht nur dem Ende der Corona-Pandemie zuzurechnen.  

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Ein weiterer Faktor, der den Umsatz beeinflusst, ist die aktuell zurückhaltende Kauflaune der Kunden durch die Auswirkung des Krieges und steigenden Preisen. Die Verbraucher sind zunehmend verunsichert. Steigende Wohnnebenkosten und die Angst vor hohen Nachzahlungen sorgen dafür, dass bei größeren Ausgaben doppelt und dreifach überlegt wird und eventuell sogar der Kauf komplett verschoben wird. Je nach Sektor bekommen deutsche Unternehmen das mit unterschiedlicher Härte zu spüren.   

Umsatzrückgang stark von Branche im Online-Bereich abhängig 

Es gibt nicht nur Verlierer, denn trotz der stark sinkenden Zahlen im E-Commerce sind vor allem Waren des täglichen Bedarfs von dem Umsatzverlust nicht betroffen. Ganz im Gegenteil. So verzeichnete der Onlinehandel von Lebensmittel, Drogerieartikeln und Tiernahrung ein Anstieg von 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und die Sparte Bürobedarf konnte ein Wachstum von 11 Prozent aufführen. Nicht verwunderlich, denn auch wenn viele Arbeitnehmer bereits wieder in die Büros zurückgekehrt sind, gibt es auch viele, die das Arbeitsmodell mit Homeoffice weiter nutzen und eine erhöhte Nachfrage an Büroartikeln zu Hause haben. Die Artikel des täglichen Bedarfs müssen die Konsumenten ohnehin kaufen und haben durch die Pandemie und damit wachsenden Online-Shops und Angeboten gemerkt, dass ein Online-Einkauf online sehr einfach und angenehm sein kann. Anders sieht es mit Waren aus, die eher den nicht essenziellen Konsumgütern oder größeren Anschaffungen zuzuordnen sind. So geben viele Kunden an, dass sie diese zunächst aufschieben oder neu planen.  

Besonders hart trifft es die Segmente DIY und Blumen mit -15,2 Prozent, Autoindustrie mit -14,5 Prozent und Elektroartikel mit 14,4 Prozent und Multichannel-Händler mit 11,7 Prozent. Bei Letzteren muss man dagegen etwas differenzieren, denn hier kann man nicht wirklich von einem Verlust sprechen. Es sind zwar die Verkäufe über die online Kanäle gesunken, jedoch im stationären Handel wieder gestiegen. Im Gesamtbild verzeichnen auch die Multichannel-Händler ein Wachstum des Umsatzes.  

Auch bei weniger Umsatz, Nachfrage höher als vor der Pandemie  

Doch trotz stark sinkender Zahlen befinden sich die E-Commerce-Umsätze auf einem höheren Niveau im Vergleich zu der Zeit vor Corona. Ein Blick auf das Vorjahr der Pandemie zeigt immer noch ein Umsatzplus von 29,7 Prozent. Und das wird auch so bleiben, denn laut Kundenumfrage* geben 68,2 Prozent der Online-Shopper an, dass sie es als Verlust von Lebensqualität empfinden würden, wenn sie ihren Einkauf nicht online erledigen könnten. Damit wird deutlich, dass sich auch weiterhin ein positiver Trend im E-Commerce fortsetzen wird, wenn auch etwas langsamer als in den Pandemiejahren.  Besonders optimistisch ist hier der Handelsverband HDE. Zwar passte auch dieser seine Prognose etwas an, jedoch erwartet er immer noch Wachstum von 12,4 %. Nach nun zwei unglaublichen Rekordjahren in Folge wird das Umsatzwachstum im Onlinehandel 2022 an seine Grenzen stoßen. Für Online-Händler bedeutet das, Kauferlebnisse schaffen und die 10 wichtigsten E-Commerce Trends nicht verpennen, um im Online-Handel auch weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben.  

*Verbraucherbefragung durch die BEYONDATA GmbH „Interaktiver Handel in Deutschland“. Durchführung: von Januar bis Dezember, 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren. Befragung zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel und zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen (z. B. Reisen oder Ticketing). Oben genannte Zahlen basieren auf der Auswertung des Zeitraums vom 1. April bis 16. Mai 2022 im Vergleich zum selben Abschnitt 2021. 

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