E-CommerceHandel

Online-Marktplätze in Deutschland: Verkaufsplattformen im Überblick

Online-Marktplätze sind klare Treiber des Onlinehandels, wie die EHI/Statista-Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2021“ zeigt. Sie vereinen die größten Online-Shops mit vielen kleinen Anbietern und sogar Einzelhändlern. Laut Bundesverband Onlinehandel ist auf Platz 1 für Deutschland immer noch Amazon. Dem Riesen folgen Verkaufsplattformen wie Ebay, Zalando, Otto und Hood.

Den Hauptmarktanteil haben zusammengefasst die Spezialisten, also E-Commerce-Marktplätze, die sich auf einen bestimmten Bereich wie beispielsweise Fashion spezialisiert haben. Sie nehmen mit 134 Anbietern 63 % des Marktes ein. Die Generalisten, die alles anbieten, haben einen Marktanteil von 20 % und sind mit 44 Online-Marktplätzen vertreten. Mit 17 % und 36 Anbietern sind die Multi-Category Plattformen dabei. Und es werden immer mehr. Betrachtet man das Wachstum der letzten Jahre, so konnte die Zahl der Verkaufsplattformen zwischen 2015 und 2020 ein Wachstum von 108 % verzeichnen. Zwischen 2020 und 2022 sind noch einmal 40 % dazugekommen.

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Die unterschiedlichen Plattformen bieten Online-Händlern ein enormes Potenzial. Auf welchem Sie am besten aufgehoben sind, hängt beispielsweise mit der Ausrichtung, den anfallenden Gebühren, der Nutzbarkeit und Marketingoptionen zusammen. Hier stellen wir Ihnen fünf Generalisten kurz vor.


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Online-Marktplätze im Vergleich

Amazon

Amazon Marketplace dominiert in Deutschland den Markplatzhandel. Die Konkurrenz ist hier sehr groß, nicht zuletzt durch die Plattform selbst, denn das Unternehmen fungiert nicht nur als Betreiber, sondern auch selbst als Online-Händler und gehört damit zu den größten Online-Shops.

Das professionelle Verkäuferkonto kostet 39 Euro Grundgebühr im Monat, hinzu kommen prozentuale Verkaufsgebühren je nach Produktkategorie zwischen 7 und 15 Prozent. Teurer wird es, wenn Sie sich für die Option Fulfillment by Amazon (FBA) entscheiden. In dem Fall übernimmt Amazon die Lagerung, die Verpackung, den Versand und etwaige Retouren.

Hersteller können hier ihre Marke registrieren und dann einen eigenen Shop erstellen. Registrierte Marken verfügen über die Schreibrechte ihrer eingestellten Artikel, können die Produktdetailseiten bearbeiten und auch zusätzliche Inhalte wie Videos und ausführliche Produkttexte und weitere Bilder einfügen (Enhanced Brand Content). Für viele andere Verkäufer ist die Gestaltung der Produktdetailseiten jedoch limitiert, da sie sich einfach an bereits eingestellte Produkte anhängen.

Amazon bietet jedem Online-Shop im eigenen Account, dem Seller Central, Analysetools und Marketingmaßnahmen. Darunter verschiedene Anzeigenformate, Mengenrabatte und Gutscheine. Zudem können seit Ende 2019 Verkäufer das Vine-Programm nutzen, um Rezensionen zu generieren. Lange stand dieser Service nur Vendoren zur Verfügung.

Amazon bietet den Endkunden eher klassische Zahlungsarten: Bankeinzug, Rechnung, Kreditkarte und Gutscheine. Die Amazon App gehört zu den meistgenutzten Anwendungen in Deutschland und ist daher unangefochten Platz 1 bei den Online-Verkaufsplattformen.

eBay

Die Nummer zwei der Online-Marktplätze in Deutschland stammt wie Amazon ursprünglich aus den USA. Groß geworden ist eBay als Auktionshaus für gebrauchte Artikel von Privatleuten. Inzwischen gehört die sehr erfolgreiche Kleinanzeigen-Sparte gar nicht mehr zum Unternehmen und Ebay selbst hat sich zur etablierten Verkaufsplattform für gewerbliche Anbieter gemausert. Laut eigener Angaben sind in Deutschland über 18 Millionen Käufer aktiv. Ein großer Unterschied zu Amazon: Ebay ist selbst kein Verkäufer, sondern reiner Betreiber des Portals.

Gewerbliche Verkäufer können einen eigenen Ebayshop einrichten, der in einem professionellen Layout und mit eigener Produktsuche erscheint. Dazu gibt es vier verschiedene Abonnements, die sich jeweils nach dem Handelsvolumen des Unternehmens richten: Der Basis-Shop kostet 39,95 Euro im Monat, der Top-Shop 79,95, der Premium-Shop 299,95 und der Platin-Shop ist für 4.999,95 Euro zu haben. Im Jahresabonnement reduzieren sich die Gebühren etwas. Zu den Monatsgebühren kommen jeweils noch eine Angebotsgebühr sowie eine Verkaufsprovision hinzu. Die einzelnen Modelle bieten verschiedene Vorteile, etwa eine größere Anzahl kostenloser Auktionen, Zugang zum Marketing-Tool und vergünstigte Obergrenzen der Verkaufsgebühren.

Jedes gelistete Produkt erscheint gesondert auf der Verkaufsplattform, daher ist die individuelle Gestaltung der Produktdetailseiten hier leichter als bei Amazon. Sogar ein eigenes Layout, passend zur Marke, ist möglich. Über ihr sogenanntes Verkäufer-Cockpit-Pro können Händler auf eBay auch Anzeigen schalten, Mengenrabatte einstellen oder Gutscheine erstellen.

EBay bietet Zahlungsdienstleister wie Ayden, Google Pay, Apple Pay und klassische Zahlarten wie Lastschrift und Kreditkarte. Von PayPal hat sich das Unternehmen 2019 getrennt.

OTTO

Wie auch Amazon betreibt OTTO einen eigenen Online-Marktplatz, auf dem das Unternehmen mit eigenen Angeboten auftritt. Laut eigenen Angaben tummeln sich hier 11,5 Millionen aktive Käufer, die 10 Bestellungen pro Sekunde tätigen. OTTO stellt vergleichsweise strenge Mindestanforderungen an seine Partner. So müssen sie eine deutsche Unternehmensrechtsform haben und die Ware aus Lager in Deutschland versenden. Auch ein Kundenservice auf Deutsch ist gefordert. Zudem stellt OTTO hohe Anforderungen an die Produktqualität und die Produktdatenpflege. Dies alles soll letztlich in das Kundenerlebnis einzahlen und die Conversions verbessern. Um diese Standards zu gewährleisten, prüft OTTO seine Partner vorab und verschickt erst dann einen Einladungslink, über den die Registrierung starten kann.

Die monatliche Grundgebühr, um auf der Verkaufsplattform etwas online verkaufen zu können, beträgt 39,90 €, unabhängig davon, wie viele Artikel im Sortiment sind. Hinzu kommt eine Verkaufsprovision von 7-18 %, je nach Sortiment. Die Kündigungsfrist beträgt einen Monat zum Monatsende. Die verkaufenden Firmen müssen mit DHL, GLS oder Hermes zusammenarbeiten.

Die Unternehmen treten auf OTTO als Verkäufer in Erscheinung. Das Partner-Portal OTTO Partner Connect dient dabei als Schaltzentrale, über die Artikel hochgeladen und verwaltet und Informationen zu Bestellstatus und Zahlungsabwicklungen eingesehen werden können. Den Versand und die Retourenabwicklung übernehmen die Verkäufer selbst.

Verkauft werden Artikel in den Bereichen Einrichten & Wohnen, Fashion & Lifestyle, Garten & Heimwerken, Sport & Freizeit, Technik & Medien sowie Gesundheit. Anbieter, die Produkte anderer Kategorien verkaufen, können sich trotzdem registrieren und werden benachrichtigt, falls diese auf OTTO aufgenommen werden.

Für mehr Sichtbarkeit und Reichweite können Händler Sponsored Products Ads buchen, die auf otto.de prominent erscheinen oder digitale Display-Anzeigen auf über 250 Partnerseiten online ausspielen.

Kaufland

2021 wurde real.de von Kaufland übernommen und läuft seitdem unter diesem Namen. Nach eigenen Angaben ist Kaufland.de einer der größten und am schnellsten wachsenden Marktplätze in Deutschland. 2023 will Kaufland die Landesgrenzen überschreiten und Online-Marktplätze in Tschechien und der Slowakei eröffnen – der Grundstein des „Kaufland Global Marketplace“. Mit einer Registrierung soll es Händlern dann möglich sein, auf Marktplätzen in verschiedenen Ländern zu verkaufen.

Kaufland.de soll über 32 Millionen Besucher im Monat verzeichnen. Mit mehr als 5000 Kategorien dürfte hier fast jeder Händler seine Nische finden.

Die Grundgebühr für den Zugang zum Kaufland Angebot beträgt 39,95 Euro monatlich. Will man den eigenen Onlineshop verlinken, liegt sie bei 49,90 Euro. Es gibt keine Vertragslaufzeit. Das Einstellen der Produkte ist für Händler kostenlos, zahlen müssen sie lediglich eine Provision zwischen 7 und 16 Prozent, je nach Produktkategorie. Zusätzlich bietet der Marktplatz seinen Händlern einen persönlichen Support sowie Multichannel-Marketing-Kanäle inklusive.

Hood

Hood wurde 2000 in Deutschland gegründet und zählt hierzulande inzwischen zu den größten und am schnellsten wachsenden Online-Marktplätzen mit über 10 Millionen Kunden. Der Marktplatz versteht sich als faire Alternative zu Amazon und Ebay. Dafür setzt Hood auf kundennahen Service und eine transparente und günstige Gebührenstruktur. Gewerbliche Verkäufer zahlen keine Einstellgebühr, sondern nur eine Verkaufsprovision von 3 bis 8 Prozent und die monatliche Grundgebühr, die hier bei 25 Euro (Gold Shop) und im anderen Fall 39 Euro (Platin Shop) liegt. Im Jahresabonnement wird die Grundgebühr etwas günstiger.

Hood bietet Schnittstellen zu diversen Zahlungsdienstleistern wie PayPal und Klarna, zu Versanddienstleistern, allen führenden Warenwirtschaftssystemen und Verwaltungslösungen für das Multichannel-Geschäft.

Die Darstellungsmöglichkeiten der Produkte sind allerdings etwas begrenzt, zahlreiche Sonderoptionen müssen zusätzlich erworben werden. So ist zum Beispiel nur ein Produktbild kostenlos. Auch Untertitel in der Artikelbezeichnung und das Auswählen einer zweiten Kategorie kosten extra. Die Marketingmöglichkeiten sind ebenfalls begrenzt. Immerhin können Händler aber gegen eine geringe Gebühr Werbeanzeigen innerhalb ihres Artikels deaktivieren. Und: Auf Hood gelistete Artikel erscheinen automatisch in den Google-Shopping-Ergebnissen.

Soll es etwas spezieller sein?

Neben den Generalisten gibt es vor allem Spezialisten, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Folgend die beliebtesten Online-Marktplätze mit Spezialisierung:

Für Reisen haben Airbnb, Expedia und Booking.com ganz klar die Nase vorne. Im Bereich Erlebnisse & Services setzen sich aktuell Blendle, Discora, Blinkist und Eventim durch. Beim Thema Mobilität sind Uber, flinc und Lyft zu nennen. Als Logistik-Plattformen wären unter anderem forto, Shipsta und Shippeo interessant. Im Finanzsektor sind Paypal, Coinbase und Trade Republic relevant und für Food deliveroo, choco und doordash.

Natürlich gibt es noch jede Menge andere Bereiche und vor allem andere Plattformen. Das Internet bietet täglich neue Möglichkeiten, vor allem regionale Angebote. Wir haben diese jedoch wegen der geringeren Reichweite hier außen vor gelassen.

Im B2B-Bereich tut sich etwas

Ein Bereich der E-Commerce Plattformen, der bisher eher wenig Beachtung gefunden hat, ist der Business-to-Business-Bereich. E-Commerce-Experten gehen davon aus, dass es hier in den nächsten Jahren ein enormes Potenzial geben wird und rechnen mit einem Wachstum sowohl des Angebots von Anbietern als auch an E-Commerce-Unternehmen, die ihre B2B-Strategie hier neu ausrichten. Hier zeigen sich Tendenzen zu nationalen, aber vor allem zu weltweiten Märkten.


Download: Marktplätze im Überblick


So finden Sie den passenden Online-Marktplatz

  • Gebühren & Provisionen: Bei den meisten Marktplätzen müssen Sie sich auf zwei große Posten einstellen: eine monatliche Grundgebühr und eine Verkaufsprovision. Je nach Marktplatz kann es sein, dass Sie standardmäßig nur eine bestimmte Anzahl an Importen bzw. Listungen inklusive haben. Hinzu kommen oft noch eine einmalige Anmeldegebühr und eine Einstellgebühr pro Artikel.
  • Ausrichtung: Es gibt Marktplätze mit einem sehr breiten Sortiment und solche, die auf bestimmte Produktkategorien spezialisiert sind.
  • Internationalisierung: Einige Marktplätze ermöglichen den weltweiten Verkauf, andere innerhalb Europas und einige ausschließlich innerhalb Deutschlands. Falls Sie also in ausländische Märkte expandieren wollen, bieten sich nicht alle Marktplätze an.
  • Schnittstellen & Nutzbarkeit: Produkte manuell zu listen und die Bestände zu pflegen, kann schnell sehr aufwändig werden. Über Schnittstellen zu Ihrem Webshop, zum ERP und dem Warenwirtschaftssystem können solche Prozesse automatisiert ablaufen. Das jeweilige Backend sollte einfach zu bedienen sein.
  • Wettbewerb & Reichweite: Die Gefahr auf Marktplätzen ist, in den vielen anderen Anbietern unterzugehen. Auf Amazon konkurrieren Sie nicht nur mit anderen Händlern, sondern auch mit Amazon selbst. Auf kleineren Marktplätzen sind die Streuverluste geringer, aber auch die potenzielle Käuferschaft.
  • Gestaltungsspielraum: Die Möglichkeiten, Produktdetailseiten zu gestalten oder gar einen eigenen Shop auf dem Marktplatz einzurichten, unterscheiden sich sehr.
  • Marketing: Nicht alle Marktplätze bieten die Möglichkeit, Produkte zu bewerben. Falls Sie also planen, Werbeanzeigen und andere Maßnahmen umzusetzen, informieren Sie sich vorab über die Optionen.
  • Kunden: Einer der wichtigsten Punkte dürfte am Ende die Antwort auf die Frage sein, wo Ihre Kunden sich am liebsten aufhalten. Digital verkaufen bedeutet vor allem den Kunden den Einkauf so leicht und so angenehm wie möglich zu machen. Das Internet bietet so viele Möglichkeiten, online zu shoppen, da sollte man kein Potenzial vergeuden für Marktplätze, die zwar einfacher zu bedienen wären, für Ihre Kunden jedoch nicht relevant sind.

Verkaufsplattformen sind eine Herausforderung für die Unternehmens-IT

Marktplätze bieten an sich einen recht einfachen Einstieg in den E-Commerce. Händler springen auf den fahrenden Zug auf: Die Konsumenten kennen die Marktplätze bereits und die Infrastruktur ist schon da, im Fall von Amazon, eBay und OTTO bekommen Händler auch direkt Zugang zu den vielgenutzten Apps.

Aber: Verkaufen Händler über mehrere Marktplätze und andere Kanäle, bringt das eine komplexe Systemlandschaft mit sich, denn viele Händler nutzen Software, die nicht auf die Anforderungen des hochautomatisierten E-Commerce ausgelegt ist. Hinzu kommt, dass jeder Marktplatz mit einem anderen System und anderen Datenformaten arbeitet und dadurch auch unterschiedliche Anforderungen an die Integration in die bestehenden Systeme wie ERP und Warenwirtschaft stellt.

Typische Probleme sind zum Beispiel Fehler bei der Übermittlung von Aufträgen oder Überverkäufe, weil die Lagerbestände auf den einzelnen Marktplätzen nicht aktuell gehalten werden können. Wenn Prozesse nicht automatisiert ablaufen, bedeutet das einen erheblichen manuellen Pflegeaufwand und viele Fallstricke.

Abhilfe schaffen sogenannte Headless-Commerce-Plattformen, die die E-Commerce-Welt von den bestehenden Systemen trennt, die kanalspezifischen Daten der Marktplätze homogenisiert sowie Prozesse minimiert und dem Omnichannel-Handel damit die Komplexität nimmt. Mit einer modularen SaaS-Anwendung können Händler das System individuell an ihre Bedürfnisse anpassen und dadurch die Hürden zum E-Commerce abbauen, — ohne ihre bestehende Infrastruktur austauschen zu müssen.

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