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Marktplätze: Einfallstore zum Cross-Border-Commerce?

Der Gesamtumsatz der Top-1.000-Onlineshops lag 2020 nahe an der 70-Milliarden-Marke, was einem Umsatzwachstum von über 30 Prozent entspricht. Das zeigen die Ergebnisse der EHI/Statista-Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2021“. Treiber dieses Wachstums sind die Online-Marktplätze. Dort verkauft mehr als jeder zweite Onlineshop: 44,8 Prozent der untersuchten Onlineshops sind auf Amazon aktiv, 36,3 Prozent auf eBay und 14,4 haben ein Profil bei Kaufland. Das größte Bruttohandelsvolumen (GMV) in Deutschland hat amazon.de mit 35,4 Mrd. Euro, dahinter folgen ebay.de (11,8 Mrd. Euro) und otto.de (5,5 Mrd. Euro).

Auch auf europäischer Ebene sind Marktplätze schlagkräftige Umsatztreiber. Einer Studie von CBCommerce zufolge entfielen 115 Milliarden Euro und damit 58 Prozent des gesamten Cross-Border-Onlinehandelsumsatzes in Europa im Jahr 2020 auf Online-Marktplätze. Bis 2025 soll der Anteil bei 65 Prozent liegen.

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Angesichts dieser Zahlen dürfte der ein oder andere Händler über eine Expansion ins Ausland über Marktplätze nachdenken. Aber bieten sie auch einfachen Zugang zu neuen Märkten?

Die internationale Marktplatzwelt

Wenn Sie über Marktplätze ins Ausland expandieren wollen, haben Sie die Wahl zwischen internationalen Playern wie Amazon, die in diversen Ländern agieren, und nationalen Marktplätzen, die sich jeweils auf ein bestimmtes Land oder Gebiet konzentrieren. Bol.com in den Benelux-Ländern ist ein Beispiel.

Online-Marktplätze unterscheiden sich außerdem hinsichtlich ihres Angebots. Beide oben genannten Marktplätze gehören zu den Generalisten, bieten also ein breites Sortiment. Daneben gibt es spezialisierte Plattformen, die sich auf eine oder mehrere Kategorien konzentrieren, zum Beispiel Zalando. Auf diesem Marktplatz tummeln sich hauptsächlich Modehändler und das inzwischen in mehr als einem Dutzend europäischer Länder.

Herausforderungen des Cross-Border-Commerce

Wer über die Internationalisierung seines Onlinehandels nachdenkt, sollte Marktplätze auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Gegenüber einem eigenen Onlineshop haben Marktplätze einige Vorteile: Die technische Infrastruktur steht, sie sind etabliert und haben bereits eine Reichweite. Daher ist es mit relativ wenig Aufwand und Risiko möglich, darüber in ausländischen Märkten zunächst einmal Potenziale auszutesten und Produkte zu verkaufen. Aber: Ein Kinderspiel ist das Ganze dennoch nicht, denn grenzüberschreitender Handel bringt operative und regulatorische Herausforderungen mit sich.

Außerdem kann der Wettbewerb ein anderer sein; möglicherweise ist es viel schwieriger, sich in einem ausländischen Markt durchzusetzen, weil neben Ihnen Händler verkaufen, die sich dort bereits einen Namen gemacht haben. Auch werden Sie mit anderen Sprachen, Kundenbedürfnissen und Gepflogenheiten in der Kundenkommunikation konfrontiert. Hinzu kommen Gesetze und Steuerpflichten.

Schwächen von Online-Marktplätzen

Generell führt der Verkauf über Marktplätze, ob national oder international, immer zu einer geringeren Marge, da die Betreiber eine Provision fordern. Zudem ist der Gestaltungsspielraum des eigenen Unternehmensauftritts und der der Produktdetailseiten erheblich eingeschränkt. Hinzu kommt, dass man mit zahlreichen anderen Händlern konkurriert und zuweilen in einen Sog aus Preiskämpfen gezogen wird.

Logistische Herausforderungen

Ein wichtiger Faktor ist zudem die Logistik, die für Lieferzeiten sowie Versand- und Retourenkosten ausschlaggebend ist und darüber auch die Nachfrage und die Kundenzufriedenheit beeinflusst.

Insbesondere, wenn Sie sich noch in der Testphase befinden und die Zahl der Bestellungen noch überschaubar ist, bietet sich zunächst weiterhin der Versand aus dem heimischen Zentrallager mit einem internationalen Versanddienstleister wie DHL an. Wenn das Bestellvolumen eine gewisse Größe erreicht hat, kann sich ein Lager im Zielland lohnen. Das kann auch von Vorteil sein, wenn gewisse Regionen von Ihren herkömmlichen Partnern nicht beliefert werden oder fremde Paketdienstleister bei der einheimischen Bevölkerung nicht als vertrauenswürdig erachtet werden.

Einige Marktplätze bieten ihren Händlern auch bei der Logistik Unterstützung an. Amazon zum Beispiel übernimmt mit dem „Paneuropäischen Versand“ die Verteilung auf die gewünschten Zielländer, nachdem ein Händler seine Ware an ein Logistikzentrum in der EU geliefert hat.

Steuerrechtliche Bestimmungen

Mit eigenen Warenlagern im Ausland, auch in der EU, und auch im Rahmen von Programmen wie dem paneuropäischen Versand von Amazon werden Unternehmen umsatzsteuerpflichtig und müssen in den jeweiligen Zielländern entsprechend registriert sein. Gleiches gilt auch bei Warenlieferungen an Privatpersonen: Seit dem 1. Juli 2021 gilt hierfür eine neue EU-einheitliche Mehrwertsteuergrenze. Umsätze, die die Grenze von 10.000 Euro überschreiten, müssen im Bestimmungsland ebenfalls versteuert werden. Wichtig zu wissen: In der EU unterscheiden sich die gültigen Steuersätze teils erheblich. Solche Punkte müssen bei der Expansion ins Ausland zwingend bedacht werden, um steuerrechtlich sicher dazustehen und auch, um die Marge realistisch einschätzen zu können. Lassen Sie sich dazu am besten von einem Experten beraten.

Einfache Skalierung dank integrierter IT-Infrastruktur

Mit einer wachsenden Anzahl an Verkaufskanälen wird die IT-Infrastruktur immer komplexer. Jeder Marktplatz benötigt zum Beispiel Produktstammdaten in einem speziellen Format. Lagerbestände müssen über alle Verkaufskanäle hinweg aktuell gehalten werden, um Überverkäufe zu vermeiden. Gegebenenfalls müssen ausländische Payment-Provider und Versanddienstleister angebunden und Bestandssysteme wie das  ERP und die Finanzbuchhaltung integriert oder mit Daten versorgt werden.

Hier kommt eine Backend-Plattform ins Spiel. Sie dient als Schaltzentrale zwischen der E-Commerce-Welt und den bestehenden Systemen, sorgt für eine maximale Automatisierung, harmonisiert sämtliche Aufträge und vereinfacht die Integration weiterer Marktplätze. Somit können Sie auch von einer kurzen Time-to-Market profitieren und Ihr Geschäft im Ausland schrittweise skalieren.

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